Die Zittauer Fastentücher

Einzigartig in Deutschland. Bedeutend für Europa

Das Große Zittauer Fastentuch von 1472 und das Kleine von 1573

Ausschnitt des Großen Zittauer Fastentuchs

Zu den besonderen Sehenswürdigkeiten der Stadt Zittau gehören zwei in Deutschland einzigartige Fastentücher. Das Große Zittauer Fastentuch von 1472 erzählt in 90 Bildern die Geschichte Gottes mit den Menschen. Das Kleine Zittauer Fastentuch von 1573 zeigt die Kreuzigung Christi, umrahmt von 30 Symbolen seiner Passion.

Die vorösterliche Fastenzeit dauert 40 Tage. Von Aschermittwoch bis Karsamstag (die sechs Sonntage sind ausgenommen) ist sie für die Christen eine Zeit der Entsagung, Buße und Einstimmung auf das Osterfest (Auferstehung Christi).

Um 1.000 wird erstmals von dem Brauch berichtet, in der Fastenzeit Reliquien und Kreuze zu verhüllen und zwischen Altar und Gemeinde ein Tuch aufzuhängen. Diese Tücher bezeichnete man als Hungertücher oder auch Schmachtlappen, weil sie den nach der Eucharistie „hungernden“ bzw. „schmachtenden “ Gläubigen den Anblick des Allerheiligsten verwehrten. Das körperliche Fasten wurde durch eine eucharistische Abstinenz ergänzt, weshalb man sie auch Fastentücher (lat. velum quadragesimale) nannte.

Die frühen Fastentücher waren wohl einfarbig violett (Farbe der Passionszeit) und blieben auf die Verhüllungsfunktion beschränkt. Später begann man sie mit Motiven der Heilsgeschichte zu besticken oder zu bemalen. Es entstanden mehr oder weniger große textile Bilderbibeln mit unterschiedlich umfangreichen Bildprogrammen. Von diesen Zeugnissen mittelalterlicher Frömmigkeitsgeschichte sind nur noch wenige erhalten geblieben. Eines davon ist das Große Zittauer Fastentuch. 1472 von einem unbekannten Meister geschaffen, zählt es mit 6,80 m Breite und 8,20 m Höhe zu den ältesten und größten überhaupt. Schachbrettartig in zehn Zeilen mit je neun Feldern eingeteilt, zeigt es 90 Motive aus der biblischen Geschichte von der Erschaffung der Welt bis hin zum Jüngsten Gericht. 45 Bilder sind dem Alten Testament und 39 dem Neuen zuzuordnen. Sechs stammen aus den Apokryphen und erzählen Mariengeschichten.
Diese Art Fastentücher werden als „Feldertyp“ bezeichnet. Davon sind weltweit nur 18 Exemplare erhalten geblieben, in Deutschland nur ein einziges, und das ist das Zittauer.

Ein Interview mit Dr. Volker Dudeck zu den Zittauer Fastentüchern anlässlich einer Ausstellung in Prag finden Sie hier.

Wissenswertes

Die Städtischen Museen Zittau (SMZ) und der Verein Zittauer Fastentücher e.V. (VZF) planen Anfang nächsten Jahres einen Befähigungslehrgang für die Tätigkeit als Besucherbetreuer/Museumsführer.

Die Tätigkeit als Museumsführer/Besucherbetreuer eignet sich besonders für Ruheständler, die eine sinnvolle und interessante Aufgabe mit Aufwandsentschädigung suchen. Besonders geeignet sind Bewerber mit
- Interesse an Museen
Interesse an regionaler Kultur- und Kunstgeschichte
- Interesse an Kirchen-, Religions- und Frömmigkeitsgeschichte
- rhetorischen Fähigkeiten und Freude am Umgang mit Menschen
- pädagogischen Grundberufen
- fließenden Sprachkenntnissen tschechisch, polnisch oder englisch

Wir bieten 96 Unterrichtseinheiten zu je 45 Minuten durch qualifizierte Fachwissenschaftler wie Germanisten, Historiker, Kunsthistoriker, Theologen und diverse Museumsmitarbeiter.

Bei erfolgreich bestandener Prüfung wird ein Zertifikat als Besucherbetreuer/Museumsführer erteilt und eine Anstellung in Form einer nebenberuflichen Tätigkeit gemäß § 3 Nr. 26 EStG (Übungsleiterpauschale) mit derzeit 10,00 EUR/Stunde im Museum Kirche zum Heiligen Kreuz – Großes Zittauer Fastentuch oder/und im Kulturhistorischen Museum Franziskanerkloster angeboten. Für die Teilnahme am Lehrgang wird eine Kostenbeteiligung von 100,00 EUR erhoben.

Die Schulung umfasst u.a. folgende Themen:
- Die Zittauer Fastentücher
- Regionale Kunst des Mittelalters und der Renaissance
- Ikonografie der Zittauer Fastentücher
Der Zittauer Epitaphienschatz
Zur Geschichte der Oberlausitz und der Stadt Zittau
Die Zittauer Museen und ihre Sammlungen

- Allgemeine Bibelkunde
und wird in Form von Vorträgen, Führungen, Seminaren und Übungen abgehalten.

Die Termine sind immer montags bis mittwochs von ca. 9 Uhr bis 14.30 Uhr, vom 15.01. bis 07.02.2024 und vom 26.02.bis 05.03.2024.

Den genauen Unterrichtsplan finden Sie hier und vor Ort an den Kassen der Museen.

Ihre Anmeldung nehmen wir gern unter museum@zittau.de entgegen unter Angabe Ihrer persönlichen Kontaktdaten.

Das Große Zittauer Fastentuch ist eine Votivgabe des Zittauer Gewürz- und Getreidehändlers Jacob Gürtler, der sich am linken unteren Rand vor einem Tisch mit Gewürzsäckchen und einer Waage in der Hand abbilden ließ. Von 1472 bis 1672 verdeckte es jedes Jahr zwischen Aschermittwoch und dem Karsamstag den Altarraum der Zittauer Hauptkirche St. Johannis. Obwohl Martin Luther Fastentücher zum „päpstischen Gaukelwerk“ zählte und sie aus den Kirchen verbannt wissen wollte, überstand das Tuch die Reformation schadlos. Insofern kann es auch als ein Zeichen der toleranten Gangart der Konfessionalisierung verstanden werden, die in der Oberlausitz ganz anders verlief, als im übrigen Europa.

Glücklicherweise veranlasste irgendjemand, dass das Tuch nach seinem letztmaligen Gebrauch in einen Raum des ehemaligen Franziskanerklosters gebracht wurde. Als später dort die Ratsbibliothek eingerichtet wurde, verschwand es hinter den Bücherregalen und wurde vergessen. Als am 23. Juli 1757 die Stadt lichterloh brannte und 80 Prozent der Gebäude, darunter auch die Johanniskirche, ein Opfer der Flammen wurde, blieben das Kloster und damit auch das Fastentuch wie durch ein Wunder verschont.

Als man das riesige Fastentuch 1840 zufällig wieder entdeckte, war das eine Sensation. Der spätere sächsische König Johann erbat es als Leihgabe für das Museum des Königlichen Sächsischen Altertumsvereins, das im Palais im Dresdener Großen Garten seine Heimstatt hatte. Dort galt es für 34 Jahre als ganz besondere Sehenswürdigkeit. 1876 nach Zittau zurückgeholt und zu nur besonderen Anlässen gezeigt, war es 1933 zum letzten Mal unversehrt anlässlich der Tausendjahrfeier der Oberlausitz in der Kirche zum Heiligen Kreuz zu sehen.

Sechs Jahre später brach der Zweite Weltkrieg aus. Im Februar 1945 brachte man das kostbare Exponat vor der näher rückenden Front in ein Kellergewölbe der Burgruine auf dem Berg Oybin in Sicherheit. Im Mai fanden es sowjetische Soldaten, zerrissen es und verwendeten die Stoffteile als Abdichtung für eine provisorisch im Wald errichtete Sauna. Nach ihrem Abzug ließen sie das zerfetzte, in den Schmutz getretene und in Teilen bis zur Unkenntlichkeit verblasste Tuch einfach liegen. Ein alter Mann fand es und organsierte, dass es ins Zittauer Museum zurückgebracht wurde. In den folgenden Jahrzehnten umgab eine Hecke des Schweigens diesen sowjetischen Kulturfrevel. Vor der Wende wenigstens gereinigt, bescherten glückliche Umstände 1993 den Kontakt zu den Textilrestaurierungswerkstätten der Schweizer Abegg-Stiftung. Dort erkannte man den europäischen Rang des Tuches und erklärte sich bereit, es unentgeltlich zu restaurieren. Seit 1999 wird das Große Zittauer Fastentuch im Museum Kirche zum Heiligen Kreuz in der größten Museumsvitrine der Welt (Guinness-Buch der Rekorde) dauerhaft ausgestellt.

Öffnungszeiten und Eintrittspreise erhalten Sie unter unserem Besucherservice der Städtischen Museen Zittau. Beachten Sie bitte unsere Kombi- und Gruppenangebote.

Großes Zittauer Fastentuch von 1472

m Jahr 1573 von einem unbekannten Maler nach einer Vorlage des Lütticher Künstlers Lambert Lombard geschaffen, ist es das einzige Fastentuch, das von einer evangelischen Gemeinde in Auftrag gegeben wurde. Damit ist es ein weiterer Beleg für den toleranten Verlauf der Glaubensspaltung in der Oberlausitz. Bis 1684 verhüllte es in der Johanniskirche den Hochaltar.

Das 3,40 m breite und 4,15 m hohe Tuch ist nur im Vergleich zu seinem großen Bruder klein zu nennen. Es ist den Fastentüchern des Arma Christi Typs zuzuordnen, von denen es weltweit nur noch ganze acht Beispiele gibt, für Deutschland ist es ebenfalls singulär. Monumental ist die Kreuzigung Christi dargestellt. Maria, Johannes und die unter dem Kreuz kniende Maria Magdalena blicken zu dem Sterbenden auf. Ein Engel umschwebt Jesus und fängt mit einem Kelch das aus der Seitenwunde fließende Blut auf. Schädel und Beinknochen in der linken unteren Ecke symbolisieren Adam, mit dem die Sünde in die Welt kam, der aus einem toten Baumstumpf sprießende Zweig Hoffnung. Umrahmt wird das Geschehen von etwa Dreißig ARMA CHRISTI, den Symbolen der Passion Jesu: das Schweißtuch der Veronika, welches das VERA IKON (das wahre Bild Jesu) abbildet, Wasserkanne und Schüssel, in der sich Pontius Pilatus die Hände wusch, die Dornenkrone, Jesu Gewand mit den Würfeln, die Nägel u.a.m. Der untere Teil des Rahmens symbolisiert die Höllenfahrt Christi.

99 Jahre lang war das Kleine Fastentuch gemeinsam mit dem Großen in Gebrauch, die letzten zwölf Jahre offensichtlich allein. In den Bestand des 1854 begründeten Stadtmuseums übergegangen, war das Tuch dort bis 1968 dauerhaft ausgestellt. Danach war das stark verschmutzte und durch einige Löcher beschädigte Tuch nur noch zu bestimmten Anlässen gezeigt worden. 1994 hat man es in den Werkstätten der Abegg-Stiftung gereinigt, die schadhaften Stellen dubliert und retuschiert. Nach dem Vorbild des Museums Kirche zum Heiligen Kreuz wurde in den Jahren 2003 bis 2005 für das Kleine Fastentuch im Kulturhistorischen Museum Franziskanerkloster ein eigenständiger Ausstellungsraum geschaffen, wo es seit November 2005 dauerhaft präsentiert wird.

Öffnungszeiten und Eintrittspreise erhalten Sie unter unserem Besucherservice der Städtischen Museen Zittau. Beachten Sie bitte unsere Kombi- und Gruppenangebote.

Kleines Zittauer Fastentuch von 1573

Zittau ist im Besitz zweier kostbarer Fastentücher aus dem späten Mittelalter und der frühen Neuzeit. Viele Einheimische und Gäste bestaunen sie zu recht. Aber sie werden museal präsentiert. Ihre ursprüngliche Funktion, während der österlichen Bußzeit die Altäre zu verhüllen, erklärt man zwar in den Führungen, aber sie sind das ganze Jahr über zu sehen.

Als Frau Dr. Mechthild Flury-Lemberg, die langjährige Leiterin der Textilrestaurierungswerkstatt der Abegg-Stiftung in Riggisberg bei Bern und Ehrenbürgerin der Stadt Zittau, im Herbst 2008 im Museum Kirche zum Heiligen Kreuz einen Vortrag über das „Turiner Grabtuch“ hielt, wurde der Wunsch wach, mit einer Kopie dieser Reliquie die ursprüngliche liturgische Funktion der Fastentücher wieder lebendig werden zu lassen. Deshalb hat die Pfarrei „Mariä Heimsuchung“ Zittau eine kostbare Kopie in Turin erworben. Gemeinsam mit einem großen Tuch verdeckt sie seit 2009 während der Österlichen Bußzeit den Hochaltar der Pfarrkirche. Auf dem Tuch sind die Worte aus dem Markusevangelium zu lesen:

„Josef kaufte ein Leinentuch,
nahm Jeus vom Kreuz,
wickelte ihn in das Tuch
und legte ihn in ein Grab,
das in einen Felsen gehauen war.“
Mk 15,46

In deutscher, tschechischer und polnischer Sprache folgt der Text aus dem 1. Petrusbrief:

„Er hat unsere Sünden mit seinem Leib auf das Holz des Kreuzes getragen damit wir tot seien für die Sünden und für die Gerechtigkeit leben. Durch seine Wunden seid ihr geheilt.“
1 Petrus 2,24

Weil man in der katholischen Kirche solche bedeutenden Ereignisse immer mit einer Segnung zu verbinden pflegt und darüber hinaus die Verbindung zu den beiden historischen Tüchern hergestellt werden sollte, lud die Katholische Gemeinde am 1. März 2009 alle Interessierten zu einer „Drei-Tücher-Fahrt“ ein. Eine besondere Freude war es, dass der päpstliche Beauftragte für das Grabtuch, Msgr. Giuseppe Ghiberti, aus Turin angereist war und an der Veranstaltung teilnahm. Seither findet die „Drei-Tücher-Fahrt“ jedes Jahr am ersten Sonntag der Fastenzeit statt. Sie beginnt vor dem Großen Zittauer Fastentuch, geht dann zum Kleinen und führt schließlich zum Fastentuch in der Zittauer Marienkirche.

Natürlich werden die kurzen Wege nicht mit einem Fahrzeug zurückgelegt. „Fahrt“ ist ein altes deutsches Wort für „Sich-auf-den-Weg-begeben“, „Unterwegssein“, „Pilgern“ – bewahrt in unserem gängigen Begriff „Wallfahrt“. Man kannte in früheren Zeiten die sog. „Heiltumsfahrten“. Darunter wird der wallfahrtsmäßige Besuch von Reliquienschätzen verstanden. Am bekanntesten ist die „Heiltumsfahrt“ in Aachen, die seit 1239 bis in die Gegenwart alle sieben Jahre stattfindet.

Öffnungszeiten und Eintrittspreise erhalten Sie unter unserem Besucherservice der Städtischen Museen Zittau. Beachten Sie bitte unsere Kombi- und Gruppenangebote.

Dezentrale Jubiläumsausstellung und Veranstaltungen in Kooperation mit dem Verein Zittauer Fastentücher e.V. sowie mit den Kirchgemeinden des Dreiländerecks

Veranstaltungen und Tagung 

Fastentücher gehören zu den besonderen Raritäten der sakralen Kunst. Zittau kann mit dem Tuch von 1472 und dem von 1573 zwei Hauptwerke vorweisen. Zwei Tücher, die sich weithin isoliert erhalten haben, die aber Zeugnisse einer fast vollständig untergegangenen visuellen Kultur eines ungeheuer bilderfreudigen Zeitalters waren.
Anlässlich des 550jährigen Jubiläums des großen Fastentuchs werden in den Kirchen der Stadt Zittau und der Umgebung Kopien weiterer bedeutender Fastentücher präsentiert, um zu zeigen, dass die Zittauer Fastentücher Zeugnisse einer europäischen Kultur und Tradition sind. So finden sich an weit entfernten Orten, besonders in den Alpenländern, Tücher, ähnlich dem großen Zittauer Tuch.
Die Tradition, mit monumentalen Tüchern Altarräume während der Fastenzeit zu verhängen, ist weit älter als 1472 und die Gestalt der Fastentücher unterschied sich besonders in der Frühzeit erheblich. Die ältesten Zeugnisse sind gestickte Tücher, die im 13. und 14. Jahrhundert in Nonnenklöstern entstanden. Anderswo, im westlich gelegenen Münsterland, lebte diese Tradition bis in die Neuzeit fort. So entstanden wunderbar leichte, teils durchscheinende Tücher, die eine ganz andere Wirkung entfalten als die farbig gestalteten Bilderbibeln.
Alle diese verschiedenen Formen der Fasten- oder Hungertücher sind in der Fastenzeit 2022 in Zittau und seiner Umgebung gleichzeitig zu studieren - nicht als Originale, denn die textilen Kostbarkeiten werden in der Regel in klimatisierten Vitrinen gezeigt und sind nicht reisefähig. Mit dem Druck in möglichst authentischer Größe entfalten sie in den Kirchenräumen ihre Wirkung.
Überdies wird in der Zittauer Klosterkirche auch ein besonders schönes zeitgenössisches Tuch präsentiert: das der Gartenkirche Hannover. Es zeigt, dass die Fastentuchtradition weiterlebt. Als Höhepunkt unseres Fastentuchjubiläums finden am 8. und 9. April eine Tagung und ein Festakt statt.
Allen Mitwirkenden aus den Kirchgemeinden und den Förderern des Jubiläumsprogramms danken wir sehr herzlich.

Ausgestellte Tücher

  • Museum Kirche zum Heiligen Kreuz: Großes Zittauer Fastentuch*
    >>>April – Oktober Mo – So 10 – 17 Uhr, November – März Di – So 10 – 17 Uhr 
  • Franziskanerkloster  Zittau mit Klosterkirche St. Peter und Paul: Kleines Zittauer Fastentuch*, Fastentuch von Betznau*, Leinentuch aus dem Kloster Lüne**, Fragment eines Leinentuchs aus dem Kloster Wienhausen**, Fastentuch aus der Gartenkirche Hannover*
    >>>Di – So 10 – 17 Uhr 
  • Kirche St. Johannis Zittau: Fastentuch von Freiburg/Breisgau**
    >>>Di – Fr 10 – 14 Uhr (ab Do, 3.3.2022) geöffnet und nach telefonischer Vereinbarung unter 03583-512367 (Ev.-luth. Pfarramt)
  • Dreifaltigkeitskirche Zittau (Weberkirche): Hungertuch aus dem Brandenburger Dom**
    >>>donnerstags 9 – 12 Uhr und 14 – 18 Uhr geöffnet (den Schlüssel bitte im Weberhäusel erfragen, Zugang über den Weberfriedhof, Eingang Lindenstraße und Innere  Weberstraße) sowie nach telefonischer Vereinbarung unter 03583 512367 (Pfarramt) 
  • Katholische Kirche Mariä Heimsuchung Zittau (Marienkirche): Turiner Grabtuch**
    >>>täglich 9 – 17 Uhr geöffnet  (Vorraum der Kirche mit Blick  in den Innenraum),  Zutritt zum Innenraum zu den Gottesdienstzeiten und nach Absprache
  • Kirche Mariä Himmelfahrt Ostritz: Fastentuch aus Bendern**
    >>>Mo – Fr 8 – 18 Uhr, Sa 9 – 18 Uhr, So 10 – 18 Uhr geöffnet
  • Matthäuskirche Dittelsdorf: Fastentuch von St. Jakob in Gröden**
    >>>Di 9 – 11 Uhr und 15 – 17 Uhr geöffnet (Schlüssel im nebenliegenden Pfarrhaus erhältlich) sowie nach telefonischer Vereinbarung unter 035843 25755 (Pfarramt)
  • Bergkirche Oybin: Fastentuch von Telgte**
    >>>1. – 31.3. 10 – 16 Uhr und  1.4. – 31.10. 10 – 17 Uhr geöffnet
  • Kirche Jonsdorf: Leinentuch von Halberstadt**
    >>>Aschermittwoch – Karsamstag 10 – 17 Uhr, Ostersonntag – Reformationstag  9 – 18 Uhr geöffnet
  • Kirche Bertsdorf: Zeitgenössisches Fastentuch*
    >>>Aschermittwoch – Karsamstag 10 – 17 Uhr geöffnet

* Original | **Reproduktion/Kopie

Wir danken Förderern und Sponsoren:

Ehepaar Renate und Franz Knippenberg
Kulturraum Oberlausitz-Niederschlesien
Kulturstiftung des Freisstaates Sachsen 
Stiftung der Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien
Wirtshaus zum Alten Sack –mit Oberlausitzer Fastenspeisen in Zittau

20 Jahre Museum Kirche zum Heiligen Kreuz – Großes Zittauer Fastentuch
Probleme und neue Wege bei der Nutzung von Kirchenräumen

2019 jährte sich die Eröffnung des Museums Kirche zum Heiligen Kreuz mit der Dauerpräsentation des Großen Zittauer Fastentuches (1472) zum 20. Male. Das ist eine Erfolgsgeschichte, denn Kirche und Kirchenraum sind seither von weit mehr als einer halben Millionen Menschen besucht worden.
Aus diesem Anlass wurde am 13. und 14. September 2019 eine Tagung durchgeführt, in der das Thema Umnutzung historischer Kirchenräume, das heute aktueller denn je ist, thematisiert wird.
In Zittau wird zudem seit 2017 mit der Klosterkirche ein zweiter großer Kirchenraum museal genutzt – sie ist ebenfalls Teil des Museums und der Präsentationsort des Zittauer Epitaphienschatzes. Anders als die Kreuzkirche ist diese Kirche nicht entwidmet, sondern wird nach wie vor für besondere Gottesdienste genutzt. Diese Lösungen in einer Stadt zeigen bereits sehr verschiedene Wege, wie mit dem sakralen Erbe umgegangen werden kann.

Eine Veranstaltung des Vereins Zittauer Fastentücher e.V. und der Städtischen Museen Zittau
Konzept: Volker Dudeck und Peter Knüvener

Das Faltblatt mit dem Programm der Tagung:

Museum Kirche zum Hl. Kreuz Zittau

Von Aschermittwoch, den 6.3., bis Pfingstmontag, den 10.6., wurde im Chor der Zittauer Klosterkirche das flächenmäßig größte Kunstwerk von Georg Baselitz  (*23. Januar 1938) präsentiert: Der 1987 geschaffene Anna-Selbdritt-Vorhang.
Er misst 4,35m mal 6,05m und wurde vom Künstler aus Filz und Nessel gefertigt. Das letzte Mal wurde er vor über zwanzig Jahren in einer Kirche gezeigt. Das Werk zeigt die heilige Anna, ihre Tochter Maria mit dem Jesuskind sowie den Johannesknaben als monumentale Figuren. In der christlichen Ikonographie wird dieses Motiv auch Anna selbdritt bezeichnet. Und natürlich ist es in der typischen Manier von Georg Baselitz auf dem Kopf gemalt wurden.

Georg Baselitz: Anna selbdritt, 1987, Filz auf Nessel, 435 x 605 cm

Georg Baselitz: Anna selbdritt, 1987, Filz auf Nessel, 435 x 605 cm

Die Zittauer Fastentücher entwickeln sich immer mehr zu Botschaftern für die Stadt Zittau: In dieser Fastenzeit werden Kopien in Osnabrück und in Cottbus gezeigt. Besonders eindrucksvoll ist die Präsentation in der niedersächsischen Stadt Osnabrück: Dort wird im katholischen Dom St. Peter eine Kopie des großen Zittauer Fastentuchs gezeigt und in der evangelischen Kirche St. Marien eine des kleinen.

Am Abend des Aschermittwoch (26.2.) fand im Dom mit einer feierlichen Bischofsmesse im Dom die Eröffnung der Fastentuch- und Via Sacra-Ausstellung statt. Das Tuch hängt hier und wird benutzt, wie vor Jahrhunderten in der Zittauer Johanniskirche. In der evangelischen Rathskirche St. Marien verdeckt das kleine Fastentuch ebenfalls den Altar, wie vormals in St. Johannis Zittau. Es ist also ein ökumenisches Projekt, das bestens zur Botschaft der Zittauer Fastentücher passt, handelt es sich beim kleinen Fastentuch doch um das einzige bekannte evangelische Fastentuch aus historischer Zeit. Es gibt sogar Übereinstimmungen in der Kirchengeschichte zur Oberlausitz, denn Osnabrück wurde nach dem Westfälischen Frieden 1648 - der hier im Rathaus beschlossen wurde - bikonfessionell. In Osnabrück kann man also heute nachvollziehen, wie die Fastentücher in liturgisch genutzten Kirchenräumen gewirkt haben und wie sie die Kirchenräume während der Fastenzeit verändert haben.

In Cottbus hängt unsere zweite Kopie des kleinen Fastentuchs in der Oberkirche. Dort war es bereits 2016 zu sehen. Jeweils mittwochs um 18 Uhr finden vom 4.3. bis 1.4. vor dem Tuch Passionsandachten statt.

Großes Zittauer Fastentuch im Osnabrücker Dom St. Peter Foto: Hermann Pentermann, Osnabrück